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Rarefratte

Cristian & Familie

Italien
Veneto

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Rarefratte: Cristian goes back to the roots

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Italien, Veneto

Breganze

Rarefratte, das Herzensprojekt von Cristian Moresco, einem der wichtigsten Vordenker was die Weinbereitung in den Hügeln um Breganze im Veneto angeht. Was hier in diesem kleinen Weingut passiert, sollte Vorbildcharakter für die sonst so riesigen und aussagelosen Winzerbetriebe im Veneto sein: Fokus auf alte, lokale Rebsorten, eine naturnahe Weinbereitung mit Fokus auf ein funktionierendes Ökosystem sowie der Weinbau als soziales Projekt. Wir sind seit dem ersten Moment verliebt in die Weine von Cristian, der zeigt, was Wein aus dem Veneto eigentlich sein kann: Ausdrucksstark, vielschichtig, spannend und niemals auch nur einen Hauch langweilig. 

Sprungbrett

Cristian’s Traum seit jungen Jahren: Winzer werden

Wein will Cristian eigentlich schon machen, seitdem er als kleiner Junge im Familienbetrieb seiner Eltern und Großeltern, die ein paar Hektar Wein hatten, mitgeholfen hat. Auf dem Weg zur Schule schlängelt sich der Schulbus durch die Breganzeser Hügel. Wein, so weit das Auge reicht. Aber schon damals zeigen sich die negativen Auswirkungen der Industrialisierung. Viele Menschen arbeiten in Fabriken, haben nach der Arbeit gerade noch ein bisschen Zeit für den Gemüsegarten. Die eigenen Trauben werden hier meist angebaut, um sich noch ein kleines Zubrot beim Verkauf an die lokale Cooperativa zu verdienen. 

Rarefratte – Spaß pur:

Industrieller Weinbau: Der Fluch im Veneto

Diese Entwicklung hat zweierlei Folgen. Zum einen, dass die lokalen Winzer*innen und Kleinbauern nach und nach ihre Weingärten immer mehr verkommen lassen, da die Kilopreise für geerntete Trauben immer weiter sinken. Und zum anderen, dass oftmals die lokalen, uralten Reben von den Großbetrieben herausgerissen und von neuen, internationalen Rebsorten ersetzt werden. 

Heraus kommen dabei zwar massentaugliche Weine, die sich gut weltweit vermarkten lassen, jedoch die lokale Weinkultur und Jahrhunderte alte Tradition völlig vernachlässigen. Cristian findet diese Entwicklung höchst befremdlich und so entsteht schon in jungen Jahren der Wunsch, selbst Winzer zu werden. 

Cristian’s Entscheidung: Weite Welt oder doch die Heimat?

Und so bleibt Cristian nach der Schule erstmal in der Heimat. Er studiert Soziologie und Landwirtschaft Padua, reist immer wieder nach Hause. Die Wirklichkeit holt ihn nach dem Studium ein. Er schickt Bewerbung um Bewerbung, findet jedoch keine Arbeit in seinem Feld. So stellt er sich die Frage: Bleibe ich in der Heimat oder ziehe ich nach Südamerika und wage einen kompletten Neuanfang? Glücklicherweise entscheidet er sich für ersteres. 

Rarefratte: Ein Projekt ist geboren 

Mit all seiner Motivation stürzt er sich in seine Berufung: Naturwein zu machen. Alles so ganz anders, als es die Generation seiner Eltern und Großeltern machten. Und so beginnt er, in der Region nach alten Winzer*innen zu suchen, die noch lokale Rebsorten anbauen. 2012 ist das Projekt Rarefratte geboren und es wird noch bis 2018 dauern, bis Cristian seinen ersten Wein zum Verkauf anbieten kann. Seine Tage und Monate sind mit der Suche nach den lokalen Rebsorten der Region gefüllt. Akribisch will er von der älteren Generation alles lernen, was über den Anbau, die Verarbeitung und Pflege jeder Rebsorte zu lernen ist. 

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Wo er Rebsorten mit Potential findet, lässt er sich von den Winzer*innen kleine Rebschnitte mitgeben und zieht diese dann selber heran. Die klassische, aber sehr aufwendige “Selection massalle”, also das Klonen der beständigsten und gesündesten Pflanzen der jeweiligen Rebsorte. Aus den Trauben seiner jungen Pflanzen macht Cristian bei Rarefratte seine ersten Versuche mit Mikro-Vinifizierungen. Also extrem kleine Mengen an Wein um vor allem zu lernen, wie er am besten mit den alten Sorten umgeht. 

Die Trauben von Rarefratte

2018 ist es dann endlich so weit: Die Pflanzen sind gut gewachsen, gesund und tragen genug Trauben, um den ersten Jahrgang bei Rarefratte auf die Flasche zu bringen. Über die Jahre hinweg hat sich Cristian nach viel Suche und Arbeit auf folgende lokale Rebsorten, die schon fast in Vergessenheit geraten waren, spezialisiert: 

  • Vespaiola

    Die wohl wichtigste autochthone Rebsorte. Kleine grüne Trauben, die tief goldbelb reifen. Der Name entstand wohl, da besonders die Wespen die Trauben sehr interessant finden, wenn sie reif ist

  • Pedevenda

    Kleine, goldgelbe und leicht grünliche Trauben. Sehr hoher Säuregehalt, daher gerne für die Produktion von Schaumwein verwendet

  • Gruaja

    Eine schwierige Rebsorte, da zwar relativ ertragreich, die Trauben am Stock jedoch unterschiedlich reifen. Eine Mischung aus roten und grünen Trauben mit sehr präsenter Säure bei der Ernte

  • Ottocai (Glera Lunga)

    Auch als Tocai bekannt ist diese Traube einer der wichtigsten im Veneto vor der Industrialisierung. Oftmals für die Herstellung von Süßwein (Passito) verwendet

  • Marzemina Bianco (Sciampagna)

    Kleine, goldgelbe Beeren mit weißem Fruchtfleisch. Wächst am Stilgerüst außergewöhnlich in die Länge. In grauer Vorzeit wurde hieraus oft ein Pet Nat artiger Wein (rifermentato) hergestellt

  • Groppella di Breganze

    Kleine, tiefrote Beeren mit geringem Ertrag, schöner Säure und viel Tannin.. Vermutlich mit dem allseits bekannten Nebbiolo verwandt, der im Piedmont die Grundlage für den Barolo bildet

Cristian’s Philosophie der Weinbereitung: Natur pur 

Im Einklang mit der Natur arbeitet Cristian aus purer Überzeugung. Die alten Rebsorten weisen zwar viele sehr robuste Eigenschaften auf, brauchen jedoch dafür die Unterstützung der lokalen Flora und Fauna. Ein funktionierendes Ökosystem, wo viele kleine Rädchen ineinander greifen. Auf vulkanischen Böden mit Lehmauflage haben sowohl die Reben, als auch viele Gräser, Sträucher und Blumen die ideale Lebensgrundlage. Und die Natur dankt es Cristian: Die knapp sechs Hektar Weinberge strotzen nur so vor wilder Natur: Wilder Bewuchs, überall Blumen, Bienen schwirren durch die Luft, die Grillen zirpen, die Vögel zwitschern. Ein kleines Paradies. 

Im Keller wird die Philosophie bei Rarefratte konsequent weiter verfolgt: Die Natur machen lassen, was sie am besten kann. Natürlich werden die Trauben spontan ohne irgendwelche Zusätze wie Reinzuchthefen spontan vergoren. Es findet keine Temperaturkontrolle statt, gefiltert wird nur minimalst mit einem groben Sieb, der Wein darf lange auf der Feinhefe reifen und sich stabilisieren. Lediglich ein Hauch Schwefel kommt vor der Abfüllung dazu, damit Cristian und wir ruhig schlafen können. 

Die Weine von Rarefratte

Bei uns findet Ihr im Sortiment bereits drei von den Naturweinen von Rarefratte. Der Vespaiolo, ein trinkiger und dennoch erstaunlich komplexer Weißwein mit Noten von reifem Steinobst, Honig und weißen Blumen. Oder doch der Còle, ein weißer Pet Nat, der aus der roten Traube Gruaja hergestellt ist. Schmeckt wunderbar nach Grapefruit, Zwetschgendatschi und Zitrusfrüchten. Abgerundet durch den Tagli Rari, einer Cuvée aus Groppella und anderen roten Trauben, von denen nicht mal Cristian weiß, wie sie heißen. Tiefgründig, rund und mit einem tollen Finish findet Ihr hier reichlich Pflaume, Kirsche und leichte Kräuternoten. 

Unser Fazit 

Nicht nur ist Cristian ein super Typ, der mit seiner Philosophie und Arbeitsweise ein absolutes Vorbild für viele jungen Winzer*innen im Veneto darstellt. Sondern auch seine Weine zeigen, was man leider im Veneto doch so selten sieht: Ausdrucksstarke Weine aus lokalen Rebsorten, die Bände davon sprechen, wo sie herkommen. Wo jeder Schluck einen weiteren Aspekt der Geschichte des Weins erzählt. Wo sich Geschmackswelten auftun, die einem den Horizont erweitern. Und eben genau nicht der massenhaft im Veneto hergestellte Wein, der so langweilig und nach gar nichts schmeckt. Wir bei Forever Thirsty sind verliebt und sehr stolz, dass wir Euch die Weine von Rarefratte anbieten dürfen. 

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