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Trinkreife

Trinkreife

Trinkreife oder auch Genussreife ist der goldene Moment des Weines. Stell Dir vor ein besonderes, leckeres Tröpfchen liegt bei Dir im Keller, nun sind die besten Freunde da, der Abend perfekt und man denkt sich “Ach, den mach ich doch jetzt auf! Wein ist doch dazu da, um getrunken zu werden”. Dann ist das die Trinkreife des Weines. Denn der richtige Moment, die richtige Atmosphäre und die richtigen Leute bestimmen genauso die Trinkreife eines Weines wie die vielen anderen fachlichen Faktoren. 

Sprungbrett

Wann kann man Wein trinken?

Manchmal ist es besser, man trinkt den Wein im “richtigen” Moment als wenn man ihn richtig, richtig lange im Keller hamstert. Dennoch kann man sich natürlich auch auf fachliche Kriterien oder Empfehlungen verlassen und den Wein noch etwas lagern. Mancher Wein altert so, der andere so, denn auf die Alterung von Wein haben wie beim Menschen viele Faktoren Einfluss: Wie war das Jahr, war es sehr trocken? Was für ein Boden war unter dem Rebstock und wie wurde dieser bewirtschaftet? Welche Rebsorte wurde in diesem Wein verarbeitet? Hatte der Wein eine Maischestandzeit? Wurde er mit oder komplett ohne Schwefel abgefüllt? Wurde er vor der Abfüllung blankfiltriert? Wurde er gut gelagert? Bei konstanter Temperatur? Wurde er weit transportiert? Ist er gar bei 36 °C im Stau gestanden? Wie viel Alkohol hat er? Und womit wurde er verschlossen? Ist er im Barrique gereift?

Die Trinkreife, also der Moment an dem der Wein sein perfektes Alter hat, um genossen zu werden, wenn er den perfekten Trinkfluss hat, hängt von einer Menge Faktoren ab! Natürlich kann die Frage fachlich beantwortet werden, für die normale Weintrinker*in ist dies jedoch einfach eine Frage des eigenen Geschmacks! Der eine mag es lieber fruchtig und jung, der andere eher würzig und gealtert. 

Naturweine – super lecker auch schon jung!

Alter Wein ist, dem allgemeinen Konsens trotzend, definitiv kein Qualitätsmerkmal! Das Tolle an Naturweinen ist, dass diese auch schon jung ihr volles Potential entfalten. Durch die Handarbeit im Weinberg und einen gesunden, begrünten Boden können gesunde, nährstoffreiche Trauben geerntet werden. Die natürlichen Hefen können so im Keller eine gesunde und natürliche Gärung vollziehen. Die schonende Verarbeitung ohne übertriebene Gerbstoffextraktion oder technologisch anderweitige Verfahren, ergibt Weine, die sowohl und gerade jung schon schmecken als auch alt. Die Mode bei Rotweinen geht sowieso zu mehr Frische und leichteren Weinen.

Naturwein, den Du sofort trinken kannst

Dennoch sind auch Naturweine, gerade wegen ihrer gesunden, natürlichen Inhaltsstoffe äußerst lagerfähig. Dank des Verzichtes auf Blankfiltrierung, Bentonit und Aktivkohle sind diese nämlich auch noch im Wein enthalten und schützen diesen. Mit der Zeit wandeln sich die Frucht und frische Aromen in mehr tertiäre Würzaromen. Das zeigt: Die eigene Präferenz entscheidet über die Trinkreife. Wir bei Forever Thirsty geben dir immer unsere persönliche Empfehlung zu jedem Wein und dessen Alterungspotenzial. Bei einer Angabe wie “Jetzt bis 2036” ist der Wein zwar jung aber dennoch ab jetzt voll entfaltet und in seinem Optimum – kann aber auch bis 2036 gelagert werden und dadurch mehr tertiäre Gewürzaromen entwickeln. 

Ein paar Grundregeln der Reifung und Lagerung

Pet Nat sollte generell innerhalb von 1-3 Jahren getrunken werden und Weine sollten generell nie direkt nach der Abfüllung geöffnet werden, da sie sich dann in einer Art Schockzustand befinden. Zur Lagerung von Wein: kein Tageslicht oder möglichst abgedunkelt, eine konstante nicht zu hohe Temperatur (10-12°C)! Die Konstanz spielt hier eine ganz wichtige Rolle: Wenn Euer Keller vielleicht nicht ganz so kühl ist wie das Optimum, macht das nichts. Hauptsache, die Temperatur ist konstant und so kühl wie möglich. Ein Tipp von unserer Seite: Besser den Wein nicht in der Küche oder auf einem Regal weit oben im Raum lagern. Hier schwanken die Temperaturen am meisten und der Wein verliert schnell an Lebensdauer.

Was kann eine Trinkempfehlung?

Diese ganzen Fragen, die wir oben gestellt haben, wird sich nicht jeder so leicht beantworten können, denn ganz so detailliert sind die Webseiten dann meist doch nicht. Spitze also, dass fast immer eine Empfehlung für den Zeitpunkt des Genusses dabei steht. Diese Empfehlung kann sich jedoch gerne mal über 10 Jahre strecken. Was passiert mit einem Wein in dieser Zeit?

Weine für Jetzt – Oder später

Ist die Flasche mit einem Korken verschlossen, kommt es zu einer Mikrooxidierung, also einem ganz leichten, wirklich minimalem Gasaustausch. Dieser ist nichts im Vergleich zur Reifung im Barrique. Dennoch führt die Reifung in der verkorkten Flasche noch dazu, dass sich die mögliche Adstringenz und Bitterkeit im Wein abbaut. Der Wein wird mit der Zeit weicher und runder. Des Weiteren baut sich die Säure nach und nach etwas ab und wandelt sich in Weinstein um, der sich dann zusammen mit dem Trub unten am Boden absetzt. Eine gealterte Flasche sollte man also nicht wie manchen Naturwein vor dem Öffnen schütteln. Und Trub ist nichts Negatives, sondern Qualität!

Außerdem werden bei der Alterung von Wein die frischfruchtigen Fruchtaromen durch die leichte Oxidation und die Zeit eher würziger. Hat man also eine Weinempfehlung, die zum Beispiel sagt: “Trinkreife von jetzt bis 2035” kann man diesen Wein entweder jung, fruchtiger und vielleicht etwas kantiger trinken oder gereift, runder und würziger. Bei manchen Weinen lohnt sich das Warten, denn sie sind gereift, spannungsreicher und vielschichtiger. Und mit gereift ist hierbei nicht unbedingt eine sehr lange Zeit des Wartens gemeint, da können schon drei bis fünf Jahre viel ausmachen!

Also vielleicht mal ein kleines Weinregal zulegen und bei dem ein oder anderen Wein etwas warten. Generell sind Weine, die man früh trinken kann, jedoch in keiner Weise qualitativ schlechter und entfalten nur schon von Beginn an ihr volles Geschmackspotential. 

Schön gelagerte Weine

Mein Wein ist braun – was nun?

Generell hilft bei einer guten Reifung des Weines ein nicht zu hoher pH-Wert, sprich genügend Säure, Tannine durch etwa Maischestandzeit und eine kühle und dunkle Lagerung des Weines. Bei Rotweinen oder Weißweinen mit Maischestandzeit (auch Orangewein genannt) kann man davon ausgehen, dass diese im Normalfall gut reifen. Die Tannine der Traubenschalen, die durch die Maischestandzeit vermehrt extrahiert werden, schützen quasi den Wein vor dem Sauerstoff, beziehungsweise reagieren mit diesem. Dadurch bleibt die Farbe stabiler. Dennoch neigen Weine mit zunehmender Alterung zu leicht bräunlicher Verfärbung.

Ist dein Wein, ob Weiß oder Rot ist egal, komplett bräunlich verfärbt, ist er jedoch nicht gut gealtert oder eben schlichtweg hinüber. Die Voraussetzung für eine stabile Reifung ist immer, dass die Trauben optimal gesund waren und nicht etwa von Botrytis befallen. Auch Weißweine können natürlich gealtert getrunken werden, dafür sollten sie aber eben entsprechend gelagert werden und eine stabile Säure aufweisen.

Schwierig wird es bei Rosé, hier wird meist direkt gepresst und nur wenige Tannine der roten Beeren landen im Wein. Problem ist hierbei dann die Farbstabilität: Ein Rosé der zu lange im Keller liegt, ist dann doch oft eher matschrosa als frisch, leuchtend roséfarben wie man sich eben einen Rosé wünscht. Wein ist definitiv drüber, wenn er nicht mehr schmeckt, man eine extreme Bräunung sieht, er einen flockigen braunen Bodensatz und viel Verlust bei der Füllmenge durch einen geschrumpften Korken aufweist.

Schwefel und die Trinkreife

Man munkelt über Naturweine ohne Schwefel, dass diese nicht aufbewahrt werden können. Ist nicht ganz richtig, denn Naturweine haben so gut wie immer eine Maischestandzeit und sind somit durch die Tannine geschützt. Außerdem werden sie nicht blank filtriert, wodurch die Tannine im Wein enthalten bleiben. Nichtsdestotrotz kann eine kleine Menge Schwefel nicht schaden, um den Wein zu schützen. Dabei sprechen wir jedoch von einer viel geringeren Menge als es bei konventionellen Weinen üblich ist.