Sizilien

Wein und Olivenöl und jede Menge Zitrusfrüchte. Dazu ein paar Mandeln und Oliven. Außerdem Amphoren, Lehm und Vulkan und crazy autochthone Weißweinsorten, das ist die Weinwelt Siziliens. Geschmacklich ist der Wein Siziliens eine Reise in eine völlig neue Galaxie, die Weine immer eine Überraschung und eine Wucht für den Gaumen. Gönnt euch diesen Raketenflug!

Sizilien ist die größte Weinbauregion Italiens mit etwas weniger als 113 000 Hektar Rebfläche, dicht gefolgt und manchmal überholt von Apulien und Veneto. Von dieser ungemeinen Menge wird jedoch nur ein Viertel auf der Insel als sizilianischer Wein in die Flasche gefüllt. Denn sehr viele der Winzer*innen, insbesondere die welche Genossenschaften angehören verkaufen ihren Wein nach Europa, da sie darin besseren Profit erwirtschaften oder eben ganz einfach keinen eigenen Wein produzieren wollen. Abgesehen davon gibt es schon länger ziemlich viele engagierte Naturweinwinzer*innen auf Sizilien und der ökologische Weinbau nimmt mittlerweile den Großteil der Fläche ein. Sicher eine der bekanntesten und heute einflussreichsten im ökologischen Weinbau auf Sizilien und ganz Italien ist Arianna Occhipinti und ihr Onkel mit dem Weingut COS, sowie der Belgier Frank Cornelissen welcher einzigartig, ausdrucksstarke Weine am Fuße des Vulkans Ätna macht. 

Kennst du schon diese Rebsorten? Die Weinsorten Siziliens

Sizilien zeichnet sich durch eine Vielzahl an kleinen autochthonen Rebsorten aus, also Rebsorten die ursprünglich aus dieser Gegend stammen und deshalb vielen namentlich nicht bekannt sind. Sie werden meist als kleine Bäumchen, das Albarello System wie es in Italien genannt wird oder Gobelet wie es in Frankreich genannt wird, angepflanzt. Besonders häufig sind auf Sizilien die autochthonen roten Rebsorten Nero d`Avola, Nerello Mascalese und Frappato und Nerello Cappuccio. Diese Rebsorten sind wahrscheinlich mehreren Weingenießern ein Begriff. Die häufigsten Rebsorten sind außerdem allesamt Rotweinsorten, was die Tendenz des sizilianischen Weinbaus erkennen lässt. Jedoch wird mittlerweile auch dem Weißwein immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt: Grillo, Cataratto und Grecanico sind mittlerweile Spitzenweißweine. Der Cerasuolo di Vittoria, der Etna Rosso, Moscato di Pantelleria und Marsala sind mit die berühmtesten Weine aus Sizilien mit langer Tradition. Diese Traditionen wird jedoch immer mehr aufgebrochen und öffnet sich der Vielfalt des Möglichen. Der Cerasuolo di Vittoria aus den Rebsorten Nero d`Avola und Frappato zeichnet sich durch besonders tolle Fruchtigkeit und erfrischende Säure aus, die vor allem durch den Boden der Region um Vittoria geprägt wird. 

Kulinarische Köstlichkeit aus Sizilien: Arancini

Das Arancino ist ein unglaublich schmackhaftes Reisbällchen, typisch für die sizilianische Küche. Wenn ihr also mal Leftovers an Reis habt, könnte ihr dieses am nächsten Tag zu einem leckeren gefüllten, panierten und dann frittierten Reisbällchen formen. Dazu trinkt ihr am besten einen frischfruchtigen Rotwein von Giuseppe Cipolla (LINK) oder probiert es mit einem etwas würzigerem Wein von Aldo Viola. Dieser Winzer keltert im Nordwesten Siziliens exzellente Naturweine aus den sizilianischen Rebsorten Grillo, Cataratto und Nerello Mascalese und Syrah. 

Dicker Rotwein aber anders? Nero d`Avola!

Nero d`Avola ist heute besonders stark auf Sizilien verbreitet und bringt deshalb, wie bei jedem Massenwein, nicht immer die tollste Qualität hervor, jedoch sehr oft. Denn mittlerweile geht die Ausrichtung von mehreren Weingütern stark Richtung Qualität, weg von belangloser Masse. Nero d´Avola ist eine Rebsorte die sehr starkfruchtige Weine, mit dunkelfruchtigen Aromen zum Vorschein bringt, jedoch je nach Ausbau nicht direkt schwer und winterlich sein muss. Ein tolles Beispiel ist der Le Robbe von Giuseppe Cipolla aus Sizilien. Diese Assemblage aus 80% nero d´Avola und 20 % weißen Trauben für die Säure und Frische, gleitet unglaublich geschmeidig durch den Gaumen, hinterlässt einen langen wohligen Nachgeschmack und wurde mit größter Liebe zur Natur hergestellt. 

Vulkanwein aus Sizilien

Besonders bekannt aus Sizilien ist wegen seines erinnerungswürdigen Geschmacks außerdem der Wein, der rund um den Vulkan Ätna angepflanzt wird. Das vulkanische Gestein führt zu sehr fruchtbaren Böden unterschiedlicher Zusammensetzung. Immer mit dabei jedoch die Mineralität und öfters leichte Reduktion die der vulkanische Stein verleiht. Der Weinbau am Ätna ist jedoch alles andere als leicht. Durch große Steigungen in der Gegend und hohe Temperaturunterschiede von Tag zu Nacht ist hier nicht jede Weinrebe glücklich. Nero d`Avola wächst zum Beispiel eher weniger am Ätna, da sie relativ empfindlich auf den Boden und die Temperaturunterschiede reagiert. Dafür fühlen sich Nerello Mascalese, Nerello Cappuccio und Caricante am Ätna recht wohl. Aus ihnen wird auch der bekannte Rotwein des Ätna, der Etna Rosso vinifiziert.

Eine Überraschung im Glas? Weißweine aus Sizilien!

Abgesehen von den bekannteren Rebsorten gibt es zahlreiche, längst vergessene autochthone Rebsorten welche von manchen Winzer*innen noch mit viel Hingabe angebaut werden. Die Vielfalt der Rebsorten Siziliens führt dazu, dass die Weine sehr unterschiedlich sind und jede neue Flasche eine geschmackliche Überraschung ist. Besonders die Weißweine Siziliens mit den Namen Grillo, Cataratto, Grecanico und Carricante vom Ätna haben grandiose Qualitäten und tragen zu einem völlig neuen Geschmackshorizont bei: sie sind anders als erwartet und das im guten Sinne. Tolles Beispiel die Weine von Vite ad Ovest. Dieses Weingut vom Sizilianer Vincenzo Angileri liegt im Osten Siziliens. Besonders schmackhaft sein Orangewein aus Grillo und Cataratto. Dieser schmeckt nach Mango, Marzipan und Parmesan, wird mit einer Art Solera-System wie beim Sherry hergestellt und ist angenehm oxidativ. Klingt besonders und ist jedenfalls eine gustatorische Überraschung. Die Rotweine von Vite ad Ovest sind ebenfalls eine Wucht. Die Weißweine Siziliens haben oft eine milde Säure und sind knackig und frisch im Glas. Der Carricante und der Catarratto wachsen oft auf den schwarzen Lavaböden des Ätnas und bekommen dadurch mineralische Geschmacksnoten und tolle Säure.

Süßwein: Marsala

Der Run auf den Süßwein Marsala von Sizilien ist mittlerweile erheblich abgeebbt. Marsala wird aus der weißen Rebsorte Catarratto gemacht, die deshalb auch heute noch massig vorhanden ist und jedoch mittlerweile öfter trocken ausgebaut wird. Sein Name stammt von der sizilianischen Hafenstadt Marsala. Marsala wird bei niedrigeren Qualitäten oft aufgespritet bei höheren Qualitäten ist er jedoch ungespritet. Marsala wurde sehr zahlreich nach England exportiert. Um den weiten Transport unbeschadet zu überstehen wurde er mit Alkohol versetzt, der den Marsala konservieren sollte. Marsala oder überhaupt süße Weine sind bei den meisten Genießern jedoch nicht mehr das favorite Produkt und viele Produzenten haben deshalb mittlerweile ihren Fokus anders gesetzt. Heute landet der Dessertwein eher mal im Obstsalat oder er wird mit Eigelb versetzt und als Dessertwein ausgeschenkt.

Die Vielfalt der Böden in Sizilien

Sizilien bietet den Reben sowohl Sandböden Richtung Meer über lehm- und kalkhaltige Böden die sanfte Säure im Wein herbeiführen zu den mineralitätspushenden Basaltböden vulkanischen Ursprungs.