Biodynamische Landwirtschaft
Die biodynamische Landwirtschaft ist eine der Möglichkeiten, im Sinne des Naturweines Wein herzustellen. Viele unserer Winzer*nnen arbeiten nach ihren Regeln, andere arbeiten biologisch, ökologisch oder mit Maßnahmen der regenerativen Landwirtschaft.
Dynamisch sind eigentlich alle Prozesse in der Natur, es sei denn die Dynamik wurde durchbrochen. Nährstoffe, Mineralien, CO2, Wasser und Tiere bewegen im Umraum der Pflanzen und tragen wesentlich zur Ernährung und Gesundheit der Pflanze bei. Die Rebe lebt durch diese Prozesse, Voraussetzung ist jedoch, dass sowohl Boden, Pflanze und Umgebung in einem gesunden Zustand sind. Das ist ein bisschen wie bei unserem Körper: Je nachdem welchen Umständen dieser ausgesetzt wird, geht es ihm auch.
Eine kleine Geschichte der Biodynamie
Die Biodynamie als solche, könnte man sagen, gibt es schon immer. Vor der Erfindung der ganzen chemischen Mittel für die Landwirtschaft hat quasi jeder Bauer biodynamisch – also in Zusammenarbeit mit den Dynamiken der Natur – gearbeitet. In Worte und Theorien gefasst hat diese Arbeit jedoch 1924 Rudolf Steiner, ein Student der Naturwissenschaft in Österreich. Seine Lehre kann man jedoch nicht direkt als Anleitung für die Arbeit in der Landwirtschaft nehmen. Einige Pioniere der Biodynamie haben sich später darum bemüht, die etwas kryptischen Schriften Rudolf Steiners in die Praxis zu übersetzten. So zum Beispiel der französische Winzer Nicolas Joly von der Loire, welcher dort 1980 begann, mit biodynamischen Prinzipien zu experimentieren.
Biodynamie ein Hokuspokus
Die biodynamische Landwirtschaft schließt chemische Düngung und Pflanzenschutzmittel aus. Steiners Ideologie spricht weiterhin von einem ganzheitlichen ökologischen Wirtschaften, bei welchem auch die Auswirkungen von Energieflüssen und des Kosmos beachtet werden. (Wie zum Beispiel die Stellung des Mondes – dessen Wirkung zu Ebbe und Flut führt). Wichtig für das Verständnis der Biodynamie ist, dass es ist kein Hokuspokus ist! Im ersten Sinne geht es rein wissenschaftlich um das System Boden – Pflanze und deren interne Prozesse. Dabei nutzt die Biodynamie Kompost- und Felpräparate, welche die Pflanze stärken sollen. Ein weiterer wichtiger Teil ist die Betriebsindividualität, bei welcher Standort, Mensch, Tier und Pflanze gegenseitig aufeinander angepasst werden. Im Idealfall wird also der Kompost von den eigenen Tieren genutzt und diese wiederum mit selbst angebautem Futter genährt. In diesem Kreislauf müssen alle Teile gesund sein, denn ist eines krank, erkrankt auch der Rest. Das Tierwohl steht in der Biodynamie an vorderster Stelle
Biodynamie und das Demeterlogo
Um biodynamisch hergestellte Produkte zu kennzeichnen gibt es das Demetersiegel von der 1927 gegründeten Verwertungsgesellschaft Demeter. Seit 1997 gibt es den Demeter-International-Verein, welcher in über 60 Ländern Betriebe vertritt. Nicht alle Winzer*innen befolgen alle Vorgaben des Verbandes um ein Logo zu erlangen und können aber trotzdem als biodynamische Weingüter gezählt werden. Auch entscheiden sich einige Weingüter aktiv gegen die Demeter-Zertifizierung, da diese mit einigem finanziellen und Verwaltungsaufwand einhergeht.
Die biodynamischen Präparate: Feldpräparate und Kompostpräparate
Diese sind von großer Bedeutung für die biodynamisch arbeitenden Weinproduzent*innen. Biodynamische Präparate sind beispielsweise die berüchtigten Kuhhörner, welche mit Kuhmist oder Hornkiesel (zu Pulver zermahlene Bergkristalle) gefüllt, vergraben werden. Am besten bei Vollmond. Hornmist oder Hornkiesel werden danach schwungvoll mit Wasser verrührt und erlangen dadurch eine gewisse Eigendynamik. Danach werden diese Präparate, genannt 500 und 501, in geringer Konzentration im Weinberg ausgebracht um die Pflanzen zu stärken. Die Benetzung der Blätter wirkt damit wie eine Schutzschicht.
Kompostpräparate werden in geringen Mengen zum Kompost dazugegeben. Je nach Leiden der Pflanze können verschiedene Pflanzenstärkungsmittel ausgebracht werden – wie beispielsweise Brennessel, Baldrian oder Scharfgabe. Klingt teilweise “homöopathisch”, ist es in gewisser Weise auch. Aber die Winzer*innen benutzen diese Präparate, weil sie keine Chemie verwenden wollen, sondern die Pflanze auf natürlichem Weg stärken. Die Wirkung von den Stärkungsmitteln gegen Pilz und Schimmelbefall ist jedoch erwiesen. Als Mittel der Natur wirken sie stärkend auf die Pflanze. In etwa so wie wenn wir Brenneseltee trinken oder Baldrian zur Beruhigung. Die Präparate werden durchnummeriert mit 502-508.
Und ist das wirklich wirksam?
Die Wirksamkeit der biodynamischen Wirtschaftsweise ist umstritten und nicht wissenschaftlich eindeutig erwiesen. Erwiesen oder nicht – es ist zumindest klar, dass die Präparate und die Wirtschaftsweise auf keinen Fall schädlich für Boden, Pflanze, Frucht und Umwelt sind – im Gegensatz zu den Mitteln der vorherrschenden konventionellen Landwirtschaft. Und das sollte eigentlich als Argument reichen, um diese Form der Landwirtschaft zu legitimieren. Sowohl biologisch-ökologische als auch biodynamische Landwirtschaft tragen gleichermaßen zu gesunden, lebendigen Böden und qualitativ hochwertigeren Produkten bei – und das ist erwiesen!
Unser Fazit
Die anthroposophischen Teile der Ideologie Steiners mögen nicht jeden überzeugen – Das spielt aber keine Rolle, da sie nur ein Puzzlestück einer ganzheitlichen Idee sind, die Natur zu respektieren und ein bisschen zu retten!