Naturwein in Frankreich
Frankreich ist die Wiege des Naturweines. Vin vivants, lebendige Weine, sans soulfites, ohne Schwefel – ist die Devise der französischen Naturweinhersteller! Naturwein wurde mit der Idee widergeboren dem auf Schnelligkeit, ertrags- und kapitalfokussierten Weinmarkt entgegen zu treten und Weine mit Passion und Qualität herzustellen: Naturweine.
Die Anfänge
Genauer gesagt kommt der Naturwein aus dem Osten Frankreichs, dem Beaujolais. Dort wurde er 1960 populär und es entstand eine Naturweinszene um Jules Chauvet, einen studierten Chemiker und Winzer. Jules Chauvet beschäftigte sich intensiv mit den Problemen, welche bei der natürlichen Weinbereitung auftreten können und half dadurch vielen Winzer*innen, welche natürlich arbeiten wollten. Im Jura prägte die Szene besonders Pierre Overnoy, welcher einen der limitiertesten Weine ohne Schwefeldioxid herstellt und durch Nicolas Joly, dem Vorreiter des biodynamischen Weinbaus, wurde die Praxis im Weinberg weiterentwickelt. Durch ihren Einfluss etablierte sich eine Landwirtschaft, die auf chemische Dünger und Herbizide verzichtet, keine Reinzuchthefen nutzt oder chapitalisiert (also Zucker hinzufügt), nicht filtriert oder schönt und eben auf Schwefeldioxid teilweise oder ganz verzichtet. Viele Winzer*innen ließen sich davon begeistern und fingen an dieser Szene beizutreten und ihre eigenen spannenden Naturweine herzustellen.
Was macht der Naturwein heute in Frankreich
Mehr Antrieb bekam die Naturweinszene in den 80ern. Die Weine landeten damals in den ersten Bistros, wurden jedoch noch mit sehr viel Misstrauen getrunken und der außergewöhnliche Geschmack negativ beurteilt. Viele der Bauern, die Naturwein herstellten, wurden belächelt und manchmal wurden sogar ihre Weinfässer und Weinberge zerstört. Einen richtigen Markt gab es damals noch nicht für den Naturwein. Bauernmärkte oder Bioläden waren rar gesät. Nach dem zweiten Weltkrieg galten Naturweine sogar als unpatriotisch. Der Naturwein und die Philosophie mit der Natur zusammen zu arbeiten, verbreitet sich jedoch mehr und mehr. Und in den 90ern ist Naturwein in Frankreich dann bereits ein Trend, welcher sich im ganzen Land verbreitet. Erste Naturwein-Messen entstehen und auf den Weinkarten der Spitzengastronomie findet sich immer häufiger Naturwein.
Köstliche Naturweine aus Frankreich
Naturwein ist heute in Frankreich nicht nur im Beaujolais vertreten, sondern eigentlich in jeder Weinregion. Die Loire ist ein besonderer Hot-Spot des Naturweines; Jedoch auch das Languedoc-Roussillon und das Jura. Das Jura beispielsweise hat circa 2000 Hektar Weinberge, wovon schon etwa die Hälfte biologisch oder biodynamisch bewirtschaftet werden. Zu den größeren unter ihnen gehören Stéphane Tissot und Jean-Francois Ganevat. Mittlerweile gibt es in Frankreich jedoch so zahlreiche Naturweingüter, dass man schon mal den Überblick verlieren kann. Wir präsentieren euch in unserem Sortiment spannende Weine aus dem Beaujolais, aus dem Languedoc Roussillon, von der Loire und sogar etwas aus dem Elsass. Die Weine bieten einen sehr spannenden Einblick in und einen Überblick über die Französische Naturweinszene.
Französische Rebsorten und der Naturwein
Frankreich hat viele Rebsorten, die besonders für Naturwein sehr spannende sind, da sich dort nochmals ganz anders Aromen und Mineralität umsetzen lassen. Aus dem Beaujolais beispielsweise kommt der sehr fruchtige Gamay her, aus dem man easy-drinking frischfruchtige Rotweine machen kann, aber auch echte Breitschläger. Probiert doch mal Clotaire Michal!
Dann gibt es im Languedoc-Roussillon viel Grenache, in rot, weiß und als Grenache Gris und Muscat, deren intensive Aromen besonders im Naturwein toll zur Geltung kommen können. Beim Muscat unterscheidet man in Frankreich zwischen Muscat d’Alexandrie und Muscat Blanc à Petits Grain. Zweiteres ist die häufigste und hochwertigste Form der Muskateller Traube und zeichnet sich besonders bei Naturwein durch ein intensives und würziges Bouquet aus – teilweise wirklich nach Muskat schmeckend.
Dann gibt es noch sehr häufig Chardonnay aus dem Chablis, der sich bei Naturweinen durch tolle Weißfruchtigkeit und angenehme Cremigkeit präsentiert und Aromen von tropischen gelben Früchten aufzeigt.
Sauvignon Blanc wiederum wird in den verschiedenen Weinbauregionen ganz unterschiedlich ausgebaut und kann sich von fruchtiger frische bis hin zu einem sehr würzigem Aromen wie grüne Paprika und sehr mineralischen Noten entfalten.
Die häufigsten Rebsorten sind in Frankreich Merlot, Grenache, Syrah, Cabernet Franc und Sauvignon und von den Weißweinsorten Ugni Blanc, Chardnonnay, Sauvignon Blanc, Melon de Borgogne und Sémillon.
Ein Siegel für „Natürlichen Wein“? JA!
In Frankreich kämpft man schon lange für mehr Anerkennung des Naturweines und einer einheitlichen Definition dafür. Die Verwendung des Begriffs „natürlicher Wein“ auf Weinflaschen war bisher im europäischem Raum nicht erlaubt und durfte von Naturweinwinzer*innen nicht als Erkennungsmerkmal auf die Flasche gedruckt werden. Für Verbraucher*innen wird es da natürlich schwierig, außerhalb des Fachhandels eine gute ehrliche Flasche Naturwein zu erkennen. Doch dann finally!
Seit 2020 ist Naturwein in Frankreich auf dem Weg der Anerkennung und darf hoffentlich nach einer dreijährigen Testphase das Logo „vin méthode natur“ tragen. Der Begriff wurde auf der Generalversammlung im Februar von der privaten Initiative Syndicat de défense du vin nature vorgeführt und unter dem Vorsitz des Winzers Jacques Carroget (44) offiziell bestätigt. Dadurch wird Naturwein in Frankreich ein ganz anderer, in gewisser Weise seriöserer Standpunkt verliehen. Der Markt ist in Frankreich mittlerweile voll von Naturweinen und dadurch auch von vermeintlichen Naturweinproduzent*innen, die in Wirklichkeit keine sind. Durch das Siegel ist Naturwein in Frankreich nicht nur Marketing sondern eine zertifizierte Weinherstellungsform. Santé!