St. Laurent
Am 10. August gedenkt man dem heiligen St. Laurentius und der St. Laurent reift. Dem heiligen Sankt Laurentius war vermutlich nicht bewusst dass er mal durch eine Rebsorten viele Jahre später immer noch in aller Munde seien würde. Wobei in aller Munde wohl etwas übertrieben ist, da die rote Rebsorte St. Laurent grade mal auf etwas mehr als 3500 Hektar angebaut wird und davon fällt der größte Teil auf Tschechien, die Slowakei, Österreich und Deutschland. Rare Dinge faszinieren einen jedoch bekannter Weise und wirken außerdem direkt qualitativer. Der St. Laurent würde jedoch auch ohne dieses Phänomen überzeugen: tiefrote, violett brillierende Rotweine, intensiv duftende Aromen die an Waldfrüchte und Sauerkirsche erinnern, samtige Tannine und je nach Lesezeitpunkt stringente bis feine Säure. Die Rotweinsorte St. Laurent bringt überzeugende, qualitativ hochwertige Weine hervor. Also unbedingt probieren!
St. Laurent ist ein Österreicher
Woher kommt die Rebsorte St. Laurent überhaupt? Das ist auf alle Fälle schwer festzulegen!
Der Ursprung der edlen roten Rebsorte St. Laurent kann nicht zu hundert Prozent festgelegt werden, sicher ist jedoch das diese Rebsorte in Österreich ganz besonders gehegt und gepflegt wird und spitzenmäßige Weine verantwortet. In Österreich ist St. Laurent besonders im Burgenland und der Thermenregion vertreten und wird dort von vielen bekannten Nauturweinwinzer*innen wie Judith Beck, Pittnauer, Hannes Schuster, Zillinger und Claus Preisinger ausgebaut. In Deutschland war die Rebsorte St. Laurent in den 1950ern nahezu ausgestorben. Doch auch in Deutschland wurde irgendwann der Wert des St. Laurent entdeckt und die letzten Pflanzen von einem Winzer gehegt und gepflegt und neue Weinberge mit St. Laurent angelegt. Bald gab es so auch in Deutschland wieder einige Hektar die mit St. Laurent bestockt wurden. Diese verteilen sich insbesondere auf Rheinhessen und die Pfalz.
St. Laurent probieren
Das Spannende an der roten Rebsorte St. Laurent ist die Vielfalt seiner Ausbaumöglichkeiten. St. Laurent lässt sich zum einen durch seine Frischfruchtigkeit und für einen Rotwein durchaus präsente Säure super zu sehr leckeren Schaumweinen ausbauen. Zum anderen ist St. Laurent sehr lecker als leichter Rosé oder leichter Rotwein. Durch eine sehr kurze Maischestandzeit und nicht zu späte Lese erhält man Weine die für jeden Sommerabend passend sind, spaß machen und trinkig sind. Dann aber kann der St. Laurent auch durch unglaubliche Ernsthaftigkeit brillieren, in Form eines sagen wir mal serösen Rotweines. Durch entsprechende Vinifikation wird aus dem St. Laurent ein Rotwein mit unglaublich vielfältigen Aromenkomplexen der auch den Winter-Rotwein-Kaminliebhaber zufrieden stellt.
Die Rotweine aus der Rebsorte St. Laurent sind immer mineralisch, fruchtig und mit dem gewissen kräutrigen, tiefen Aromakick. Die Vielfalt des St. Laurent lädt dazu ein diesen in einer vergleichenden Weinprobe zu verkosten. Das heißt man gönnt sich mit ein paar Freunden drei oder mehr Fläschchen und verkostet diese nebeneinander. Am besten geht dies übrigens wenn jeder drei Gläser hat, damit man auch immer wieder rückverkosten kann und die Weine vergleichen kann. Die Gläser müssen dabei nicht die aller teuersten sein, jedoch ist es von Vorteil, wenn sie alle die gleiche Form haben, da sich die Aromen sonst sehr unterschiedlich darstellen. Auch spannend ist es den Wein blind zu verkosten und die anderen einordnen zu lassen um welche Jahrgänge es sich handelt oder wie viel Prozent Alkohol der Rotwein in etwa hat.
Aus zwei mach eins: St. Laurent wurde Vater
Ohne Sankt Laurent gäbe es kein Zweigelt. Was diese Rebsorte unverzichtbar macht. Denn die österreichischen Rebsorten St Laurent und Blaufränkisch ergeben in ihrer Kreuzung Zweigelt. Beide Rebsorten geben dabei ihre besten Eigenschaften weiter: Wildbeere und Schwarzkirsche mit straighter Säure vom St. Laurent und Körper, Finesse und vielfältige, kräutrige Alterungsaromen vom Blaufränkisch. St. Laurent selbst ist eine Burgunderrebsorte woran einen die große geschmackliche Ähnlichkeit mit Pinot Noir oder eben Spätburgunder nicht zweifeln lässt. Mit Zweigelt hat St. Laurent seine eigentliche Berühmtheit erlangt, denn sie ist die häufigste rote Rebsorte Österreichs.
Zweigelt ist allerding nicht das einzige Vermächtnis des St. Laurent. In Tschechien wurde eine Kreuzung von St. Laurent mit Blauem Portugieser mit einer Kreuzung aus Alicante Bouschet und Cabernet Sauvignon gekreuzt. Klingt ganz schön kompliziert, das Ergebnis, eine Rebsorte namens Neronet ist es jedoch nicht! Das Fruchtfleisch der St. Laurent Kreuzung Neronet ist tiefrot. Die zum reinsortigen Ausbau weniger geeignete Rotweinsorte hat ihre Aufgabe damit in der Färbung farbschwacher Rotweinsorten gefunden. Außerdem ist der St. Laurent und seine Kreuzung mit Zaraya Severa, einer asiatischen Wildrebe Schöpfer von einigen Neuzüchtungen. Die Hybridrebe führte zu besonders leistungsstarken Sämlingen, welche in das Erbgut mehrerer Neuzüchtungen Einzug fanden. Was sollen wir sagen: der St. Laurent kann so einiges, nicht nur im Glas!
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Wie der St. Laurent wächst
Im Frühjahr beginnen die Knospen des St. Laurent langsam aufzubrechen. Der St. Laurent ist eine der Rebsorten die weder besonders früh noch besonders spät in ihrer Vegetation sind. Schon wenig später recken sich die gelblich grünen, von weißen Flaum überzogenen Triebspitzen aufgeregt, stark und aufrecht in die Lüfte. Die Blätter ragen wellig glänzend und derbe in alle Richtungen und tanken Tags die Sonnenenergie. Nach und nach um den Tag des Sankt Laurentius herum reifen die Träubchen des St. Laurent heran. Nicht sehr groß, fast schon oval länglich gestreckt, die Beeren dicht an dicht mit fester schwarzblauer Schale. Nicht spät nicht früh: Der St. Laurent ist reif! Der St. Laurent mag seine Böden mittelmäßig, weder zu fruchtbar noch zu karg, gerne mit einigem Kalk für einen stimmigen Säurewert.